Haeblers Einleitung in das Typenrepertorium

Im ersten Band des Typenrepertoriums (K. Haebler: Typenrepertorium der Wiegendrucke. Abt. I. Deutschland und seine Nachbarländer. Halle a.S.: Haupt, 1905. Sammlung Bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten. 19/20) bietet Haebler eine detaillierte Darstellung der "typographischen Methode" zur Bestimmung unfirmierter Inkunabeln. Seine Anleitung bildet auch heute noch die Grundlage der Typenbestimmung durch Ermittlung der M-Form und der Kegelgröße aus 20 Zeilen und ist daher im folgenden im Volltext wiedergegeben. Haeblers Kurzanleitung zum Gebrauch des Typenrepertoriums finden sie am Ende der Einführung.

Die Einführung steht zudem als PDF-Datei (ca. 4MB) zum Download bereit. Ein vollständiges Digitalisat des ersten Bandes des Typenrepertoriums steht im Internet Archive zur Verfügung.

Einführung*

Das erste Heft des Typenrepertoriums verzeichnet die Typen der Drucker Deutschlands und seiner Nachbarländer. Der Begriff der Nachbarländer ist dabei so aufzufassen, daß darunter diejenigen Staaten begriffen sind, in denen die Druckerkunst sich nicht zur Ausbildung eines eigenen Stiles aufgeschwungen, sondern im wesentlichen in enger Anlehnung an die deutschen Vorbilder befangen geblieben ist. In diesem Sinne haben in dem ersten Hefte Aufnahme gefunden die Druckereien von Dänemark und Schweden, von Böhmen und Österreich, und von der Schweiz. Ihnen sind mehr aus geographischen als stilistischen Gründen die wenigen Druckstätten Ost-Europas angegliedert.

Das Heft zerfällt in zwei Abteilungen. Die erste verzeichnet die Typen nach den Druckorten – in alphabetischer – und Druckern – in chronologischer Reihenfolge. In dieser Aufzählung habe ich, mit ganz geringen Ausnahmen, die von Proctor in seinem Hauptwerke gewählte Reihenfolge beibehalten, auch da, wo Proctor selbst in seinen Supplementen dieselbe wieder durchbrochen hatte. Denn es erscheint mir bei weitem wichtiger die Kontinuität der Forschung, als eine doch in jedem einzelnen Falle nur höchst unsichere zeitliche Folge aufrecht zu erhalten.

In der Aufzählung sind, um das Bild jeder einzelnen Druckerei möglichst erschöpfend zu gestalten, dem Verzeichnis der Typen beigegeben die Angaben über die Verwendung von Initialen, von Rubrikzeichen, von Titelholzschnitten und von Signeten.

In der zweiten Abteilung sind in tabellarischer Form die Typen nach ihrer äußeren Zusammengehörigkeit vergleichend zusammengestellt und so weit beschrieben, als dies zu ihrer Unterscheidung sich nötig macht.

Jede Druckertype ist in beiden Teilen übereinstimmend karakterisiert durch die Form ihres M und das Maß von 20 Zeilen.

Bei der Beurteilung der M-Formen muß man sich vor allem gegenwärtig halten, daß dieselben in keinem einzigen Falle ein photographisch getreues Abbild des in der Schriftart wirklich verwendeten M wiedergeben, sondern vielmehr nur in typischer Form gewisse karakteristischc Unterscheidungsmerkmale wiedergeben sollen, welche zur Richtschnur für die Einteilung aller Typengattungen gewählt worden sind. Die Tabelle der M-Formen gibt darüber den nötigen Überblick, und läßt durch den ihr beigedruckten erläuternden Text zugleich erkennen, welche Gesichtspunkte für die Einteilung als maßgebend angesehen worden sind. In dem Umstande, daß die einzelnen M nur als Repräsentanten eines gewissen Typus gelten, ist es auch begründet, daß keineswegs alle vorkommenden Varietäten durch bildliche Wiedergabe berücksichtigt worden sind; unbedeutendere Abweichungen von der normalen Form des Typus sind mit Stillschweigen übergangen, beträchtlichere in der Weise berücksichtigt worden, daß das M als "ähnlich" der typischen Form bezeichnet ist. Da aber Ähnlichkeiten verschieden aufgefaßt werden können, so wird man solche Formen, welche nicht mit einem einzelnen Typus eine entscheidende Übereinstimmung erkennen lassen, an den verschiedenen in Betracht kommenden Stellen der normalen Typenreihe suchen müssen. In dem tabellarischen Teile sind solche stärker abweichende Typen meist als "besondere Formen" zu der nächstverwandten Type in einer eigenen Tabelle zusammengefaßt.

Neben jedem M erscheint in der Typenaufzählung stets eine Ziffer, welche das Maß von 20 vollen Zeilen angibt. Bei Missaltypen, von denen fast nie 20 Zeilen auf einer Seite vorkommen, ist statt dessen das Maß von 10, bei den größten – Kanon-Typen von 5 Zeilen angegeben. In diesen Fällen ist aber stets die Zeilenzahl ausdrücklich angegeben (10 ll = 80; 5 ll = 93); wo eine besondere Zeilenangabe fehlt, gilt das Maß stets für die volle Kegelhöhe von 20 Zeilen. Gemessen wird dieselbe am zweckmäßigsten so, daß man von der Basis der untersten Zeile – ohne Berücksichtigung der Unterlängen – bis zur Basis der 21. Zeile von unten den Abstand mißt.

Diese Typenmaße sind nun aber durchaus keine absoluten. Vollkommen unberücksichtigt mußte es bleiben, wenn einzelne Typen in größerem Umfange mit Durchschuß verwendet worden sind. Gemeiniglich sind in diesem Falle wenigstens einzelne Zeilen der Über- und Unterschrift ohne den Durchschuß gesetzt, und man wird daraus mit Hilfe eines Rechenexempels in vielen Fällen dem wirklichen Maße der 20 Zeilen wenigstens sehr nahe kommen. Anders liegt der Fall da, wo eine Type von kleinem Bild auf einen großen Kegel gegossen ist; das ist besonders häufig geschehen in Missalien und Brevieren, wo zwei Typen verschiedener Größe auf den gleichen Kegel gebracht sind. Wenn diese Typen ausschließlich in dieser Form Verwendung gefunden haben, so ist auch ausschließlich das große Maß angegeben. Kommt die Type daneben mit selbständigem Kegelmaße vor, so sind beide Maße berücksichtigt worden.

Es ist weiter zu bemerken, daß die angegebenen Maße nur für den Druck auf Papier gelten. Da das Pergament eine sehr viel größere Dehnbarkeit in feuchtem Zustande besitzt, als das Papier, und sich unter verschiedenen Einflüssen ganz verschieden stark zusammenzieht, so lassen sich bestimmte Maße für den Druck auf Pergament überhaupt nicht aufstellen. Im allgemeinen kann nur als Regel gelten, daß Pergamentdrucke infolge des stärkeren Einschrumpfens stets geringere Maße ergeben werden, als Papierdrucke. In normalen Fällen beträgt der Unterschied meist zwischen 5 bis 10 %.

Aber auch für den Druck auf Papier bewirkt der gleiche Umstand geringe unvermeidliche Größenschwankungen. Da das Papier in nassem Zustande bedruckt und erst nachher getrocknet wird, so können allerlei äußere Umstände selbst bei einer einzigen Papiersorte kleine Verschiedenheiten bedingen. Bekanntlich haben aber die alten Drucker nur selten große Papiervorräte besessen, vielmehr meist selbst in ein und demselben Drucke mehrfache Papiersorten verwendet. Da nun aber die Typen oft lange Jahre hindurch gebraucht worden sind, so ergibt sich, daß dieselbe Type manchmal auf Papieren von wesentlich verschiedener Konsistenz vorkommt. Ein Schwanken der Maße ist also durchaus etwas Naturgemäßes, doch beträgt dasselbe bei einer Ausdehnung von 60 bis 80 mm selten mehr als einen, selbst bei den größten Typen also selten mehr als zwei Millimeter.

Der Aufzählung der Typen ist weiter beigegeben der Hinweis auf Facsimilia. Dabei konnten aber natürlich nur solche Reproduktionen berücksichtigt werden, die in den allgemein zugänglichen bedeutenderen Veröffentlichungen dieser Art enthalten sind, und die Druckproben annähernd in natürlicher Größe wiedergeben. So nützlich die Facsimilia in allen den Fällen sind, wo es sich um Typen von ausgeprägter Eigenart handelt, so sicher müssen sie da versagen, wo es gilt, aus einer größeren Anzahl anscheinend völlig gleichartiger Typen die richtige herauszufinden. Für die Feinheiten, die dabei gelegentlich in Frage kommen, ist die Photozinkographie noch immer ein viel zu grobes Verfahren. Überdies aber hat sich auch noch niemand der undankbaren Aufgabe unterzogen, die kleinen und kleinsten Unterschiede in den verbreitetsten Typen aufzuspüren, und die zahlreichen, einander zum Verwechseln ähnlichen Facsimilia herzustellen, die nötig sein würden, um jene zu veranschaulichen. Die Reproduktionen, unter denen sich doch natürlich auch solche mit irrtümlichen Ursprungs-angabcn finden, können deshalb zwar wohl in vielen Fällen dazu dienen, gewonnene Resultate zu kontrollieren, dagegen muß dringend davor gewarnt werden, die Identifikation von Typen nur auf Grund von Vergleichungen mit Reproduktionen vornehmen zu wollen.

Unter den einzelnen Druckereien ist dem Verzeichnis der Typen auch ein solches der Initialen beigegeben. Wenn es schon, obwohl weit seltener, als man bisher angenommen hat, vorgekommen ist, daß eine Druckschrift unverändert von einer Hand in die andere übergegangen ist, so ist dagegen der Fall durch eine Fülle von Beispielen belegt, daß Initialen und andere dem Buchschmuck dienende Accessoria sich in den Erzeugnissen von mehr als einer Druckerei völlig übereinstimmend vorfinden. Der Schluß auf die Zugehörigkeit eines Druckes aus den Initialen wird deshalb zumeist nicht dieselbe Sicherheit beanspruchen können, als einer aus den Typen. Anderseits gibt es eine so große Anzahl origineller und leicht kenntlicher Initialen, ist der Stil der Zierbuchstaben in so vielen Fällen schon ein so dankenswerter Fingerzeig für die Forschung nach ihrem Ursprunge, daß sie, mit Vorsicht benutzt, vielfach die trefflichsten Dienste zu leisten imstande sind. Aber abgesehen von der Nachforschung nach dem Ursprung undatierter Drucke besitzen die Schmuckinitialen ein so unzweifelhaftes Interesse für die Geschichte des Buchdrucks und des Holzschnittes, daß sich der Versuch, auch diesen Teil des Materiales unserer ältesten Drucker zu verzeichnen, wohl von selbst rechtfertigt.

Über die Bezeichnung der Initialen gibt die den Probetafeln beigedruckte Erläuterung die nötige Auskunft. Ich bin mir vollkommen bewußt, daß ich mich dabei einer gewissen Willkür schuldig gemacht habe, besonders indem ich die Bezeichnung "Zierinitialen" in einem engeren Sinne nur für die in italienischem Stile weiß auf schwarz gedruckten Initialen angewandt, und indem ich der Bezeichnung "Lombarden" eine zwar nicht neue, aber doch auch noch nicht allgemein anerkannte präzisere Bedeutung beigelegt habe. Im übrigen möchte ich nur hervorheben, daß ich als "gemustert“ einen Buchstaben dann bezeichne, wenn die Zeichnung sich innerhalb der normalen Konturen des Buchstabens hält; "verziert“ nenne ich dagegen die Buchstaben, deren Konturen aus Rücksicht auf den Schmuck verändert sind, gleichviel ob diese Veränderung nur die Außenlinien berührt, oder sich auch auf die Fläche zwischen den Konturen erstreckt. Die übrigen Bezeichnungen bedürfen wohl keiner näheren Erklärung.

Die Rubrikzeichen – der Kürze halber nenne ich sie Rubriken – tragen weit mehr, als die Initialen, den Karakter von Typen. Wenn ich sie trotzdem getrennt aufgeführt habe, so geschieht dies hauptsächlich deshalb, weil ihre Verwendung eine überaus willkürliche gewesen ist. Ihr Dasein oder Fehlen ist deshalb an sich niemals ein unterscheidendes Merkmal; lediglich aus ihrer Form wird man gelegentlich brauchbare Schlüsse zu ziehen vermögen.

Ein besonders gewagter Versuch ist die Rubrik der Titelholzschnitte. Um Mißverständnissen vorzubeugen, muß ich erklären, daß darunter durchaus nicht alle Holzschnitte verstanden sein wollen, die sich gelegentlich auf den Titelblättern von Inkunabeldrucken vorfinden. Ich habe vielmehr dabei nur eine gewisse Art von Darstellungen im Auge gehabt, die ohne einen inneren Zusammenhang mit dem Drucke, auf dem sie sich finden, mehr die Bedeutung einer Druckermarke, als diejenige eines illustrativen Schmuckes besitzen. Natürlich sind für diesen beschränkten Begriff des Titelholzschnittes nur schwer sichere Grenzen zu ziehen, auch bin ich mir vollkommen bewußt, daß gerade die Angaben über die Titelholzschnitte noch in sehr hohem Grade als unvollständig sich herausstellen werden. Vielleicht werden aber auch hier einige der gegebenen Winke Nutzen stiften können.

Wenn die Heitzsche Sammlung der Druckerzeichen über den ganzen Druckbereich der Inkunabel-Periode durchgeführt wäre, würde es sich für das Typenrepertorium ohne weiteres erübrigt haben, diesen Gegenstand zu berücksichtigen. Um so mehr, als die Heitzsche Sammlung auch diejenigen Signete aufnehmen konnte, die, weil sie nicht von den Druckern, sondern von Verlegern u. a. m. herrühren, in dem Repertorium keinen Platz finden konnten. Wie bei den Titelholzschnitten so ist es auch bei den Druckermarken mehr die Rücksicht, einen möglichst vollständigen Überblick über den Apparat jeder einzelnen Druckerei zu geben, als ein unmittelbarer praktischer Zweck gewesen, was den Ausschlag für die Aufnahme gegeben hat.

Unter demselben Gesichtspunkte hätten in noch viel höherem Maße die eigentlichen Holzschnitte, der bildliche Schmuck, der einem beträchtlichen Teile der Wiegendrucke ihren höchsten Wert verleiht, Berücksichtigung verdient. Allein hier ist das Repertorium an der Schwierigkeit einer mit den Raumverhältnissen vereinbaren Behandlung gescheitert. So wenig ein bloß allgemeiner Hinweis auf das Vorkommen bildlichen Schmuckes hätte Nutzen stiften können, so unmöglich stellte sich eine wissenschaftlich methodische Behandlung des Gegenstandes heraus.

Auch dafür muß ein Wort der Rechtfertigung gesagt werden, daß die Wasserzeichen unberücksichtigt geblieben sind. Es war zunächst beabsichtigt, sie nicht zu übergehen. Allein der praktische Versuch erwies das Nutzlose einer solchen Arbeit. Es sind nur ganz wenige Druckereien, deren Papiere wenigstens einigermaßen eine gewisse Eigenart erkennen lassen. Zumeist finden sich, selbst in den unbedeutenden Werkstätten, so viele verschiedene Papiersorten verwendet, daß die Aufzählung der Wasserzeichen eher verwirrend als klärend hätte wirken müssen. Die neuesten Arbeiten auf diesem Gebiete bestätigen aber leider immer wieder, daß es noch außerordentlich zweifelhaft ist, ob die ganze Wasserzeichenforschung jemals wirklich Ergebnisse von wissenschaftlichem Werte in weiterem Umfange ans Licht zu fördern imstande sein wird. Vorläufig fehlt es, selbst wenn Briquets neues Werk abgeschlossen vorliegen wird, noch durchaus an einer Grundlage, auf der sich mit irgend welcher Aussicht auf wirkliche Erfolge weiter arbeiten ließe.

Die zweite Abteilung des Typenrepertoriums verzeichnet die Schriftarten nach ihrer äußeren Übereinstimmung.

Um bei der Beurteilung von Ähnlichkeiten und Unterschieden nicht in Willkür zu verfallen, war es nötig, ein leicht zu erkennendes und in jeder Type bequem zu findendes Merkmal ausfindig zu machen. Als solches ist für die gotischen Schriften das Majuskel-M gewählt worden, einesteils, weil es zu den häufiger vorkommenden Majuskeln gehört, vor allem aber, weil es durch die außerordentliche Mannigfaltigkeit seiner Formen die Bildung zahlreicher und eben darum nicht allzu umfänglicher Gruppen ermöglichte. Für romanische Schriften muß das Q seine Stelle vertreten; die Einteilungsmöglichkeit ist aber hier eine wesentlich beschränktere, die Gruppen werden dadurch erheblich umfänglicher, und da die Antiquaschrift überhaupt eine viel geringere Mannigfaltigkeit besitzt, als die gotische, so macht sich eine etwas abweichende Behandlung dieser Gruppen nötig.

Es muß nochmals darauf hingewiesen werden, daß die M-Formen nur typische Eigentümlichkeiten zur Anschauung bringen wollen. Welcher Art dieselben sein sollen, besagt in jedem einzelnen Falle die dem Abschnitte vorgesetzte erläuternde Überschrift. Im übrigen gilt von den M-Bildern und von den Maßen natürlich in der zweiten Abteilung genau dasselbe, was oben (S. X–XII) für die erste näher ausgeführt worden ist.

In jeder durch eine besondere Form des M gebildeten Gruppe sind die zugehörigen Typen, mit der kleinsten beginnend, nach dem Maße von je 20 (resp. 10 oder 5) Zeilen in aufsteigender Folge fortlaufend gezählt. Die normale Folge wird nur in einzelnen Fällen durchbrochen. Einmal da, wo eine beträchtliche Anzahl von annähernd gleich großen Typen in sich nach bestimmten karakteristischen Merkmalen sich in Gruppen scheiden ließ, die eine raschere Orientierung, als die bloße Folge nach der Größe, ermöglichten; – in diesem Falle sind, meist mitten in einer umfänglichen, im allgemeinen nach der Größe geordneten Tabelle, besondere Größengruppen zusammengefaßt und in erster Linie nach unterscheidenden Merkmalen und erst innerhalb der so gebildeten Gruppen wieder nach den Maßen verzeichnet. Eine andere Durchbrechung der Größenfolge findet da statt, wo die Schriften nach der typischen Form des M einer Gruppe zugeteilt werden mußten, von der das betreffende M doch in so erheblichem Maße abweicht, daß sich eine Trennung von der Gruppe rechtfertigte. An sich hätten ja diese M-Formen ebensogut, wie manche andere, als besondere Typen abgebildet und in besonderen Tabellen angeordnet werden können. Um aber die Bildung von allzu zahlreichen, nur durch vereinzelte Typen vertretenen Gruppen zu ersparen, ist der Ausweg ergriffen worden, alle diejenigen absonderlichen Typen, die sich auf eine karakteristische Grundform zurückführen lassen, unter der Bezeichnung "Besondere Formen" an das Ende der durch die Grundform gebildeten Tabelle anzuschließen.

Im ersteren Falle – bei den durch besondere Merkmale innerhalb der Tabelle gebildeten Gruppen – ist die Durchbrechung der Ordnung äußerlich kenntlich gemacht durch eine Wellenlinie vor den fortlaufenden Nummern.

In jeder Tabelle geben die Kolumnen 3 und 4 Auskunft über den Drucker, dem die Type zugehört, und über die Nummer, welche dieselbe im ersten Teile führt. Es wurde schon erwähnt, daß diese Nummern mit wenigen Ausnahmen mit den Proctorschen Bezeichnungen übereinstimmen. Ebenso wiederholt Kolumne 5 die Angaben über etwa vorhandene Abbildungen der betreffenden Type.

Ein beträchtlicher Teil der Schriftarten wird durch die Form ihres M und das Maß schon so weit karakterisiert, daß eine nähere Beschreibung zu ihrer Erkennung kaum nötig ist. Nur aus Gründen der äußeren Gleichförmigkeit sind aber in der 6. Kolumne durchgängig die hauptsächlichsten Eigentümlichkeiten aller Typen flüchtig skizziert.

Das Typenrepertorium macht sich einer gewissen Einseitigkeit schuldig, indem es im allgemeinen nur die Majuskeln zur näheren Karakterisierung der Schriftarten berücksichtigt. Da bekanntlich in liturgischen Drucken nicht selten zwei Minuskelgattungen mit den gleichen Majuskeln verwendet werden, jede derselben aber doch auch gesondert gebraucht worden sein kann, so zieht in diesen und in verwandten Fällen das Typenverzeichnis nicht unbedingt Gleichartiges zusammen. Auf der anderen Seite bedingt die Gemeinsamkeit der eigentümlichen Majuskeln doch immerhin die Gemeinsamkeit des Ursprunges, und die Auffindung bezeichnender Unterscheidungsmerkmale ausschließlich in den Minuskeln ist eine so schwierige und zeitraubende Arbeit, daß sie eine praktische Verwertung kaum zu hoffen gehabt hätte. Da, wo das Majuskelalphabet allein ausreichend augenfällige Unterschiede nicht erkennen läßt – wie z. B. bei den typis Reyserianis, M8 –, ist natürlich auf die Minuskeln und den übrigen Druckapparat zurückgegriffen worden.

Die Beschreibungen der Typen sollen nun aber durchaus nicht an sich imstande sein, lediglich durch ihre Angaben eine Vorstellung von dem Bilde der Type zu ermöglichen. Ihr Zweck ist durchaus nur der, auf einem möglichst beschränkten Raume so viel karakteristische Eigentümlichkeiten jeder einzelnen Schrift aufzuführen, daß derjenige, welcher die betreffende Type vor Augen hat, in den Stand gesetzt wird, die unterscheidenden Merkmale herauszufinden, um der Verwechselung auch mit den nächst ähnlichen Typen, so weit dies überhaupt möglich ist, vorzubeugen. Ohne eine bestimmte Vorlage werden und müssen die Beschreibungen natürlich unverständlich bleiben.

Alles, was zur Unterscheidung der Type unwesentlich war, ist grundsätzlich fortgelassen worden, und es hat bei der Benutzung der Beschreibungen als Regel zu gelten, daß alles das, was in der Beschreibung nicht ausdrücklich angeführt wird, in Wirklichkeit beliebig gestaltet sein kann. Ferner darf der Umstand nicht außer acht gelassen werden, daß in den meisten Druckereien die Schriftarten keineswegs immer vollkommen rein auseinander gehalten wurden, daß sich also vereinzelte fremde Formen häufig in andere Typen verirrt haben. Soweit eine solche Vermengung der Typen zu einer karakteristischen Eigenart der Druckerei geworden ist, ist dieselbe auch bei der Beschreibung berücksichtigt; die fremden Bestandteile sind dann meist als "eingesprengt" bezeichnet. Natürlich kann jede solche Type in reinem Zustande auch ohne die eingesprengten Formen vorkommen.

Überhaupt hat die Beschreibung es nötig gemacht, einer ganzen Reihe von Bezeichnungen eine bestimmte, dem besonderen Bedürfnisse angepaßte Bedeutung beizulegen. Eine Anzahl der besonders häufig vorkommenden Bezeichnungen sind dabei durch konventionelle Zeichen ersetzt worden. Der Gebrauch dieser Bezeichnungen bedarf ebenso sehr wie die eigentlichen Zeichen einer kurzen Erklärung.

Eine ganze Schriftart wird als "kahl" bezeichnet, wenn ihre sämtlichen Majuskeln einfache Konturlinien aufweisen und außen und innen keinerlei Verzierungen an sich haben. Insbesondere hat eine kahle Type stets auch ein pfahlförmiges, d. h. ein der Minuskelform ähnelndes, nur aus einem vertikalen, meist oben und unten abgerundeten Balken bestehendes F und ein dem entsprechendes I. Dagegen hat selbst in kahlen Typen das A gewöhnlich einen Punkt im Innern.

Sind zwar alle Konturlinien einfach, finden sich aber an einzelnen Buchstaben Verzierungen, so heißt die Type "einfach". Insbesondere hat dann fast immer das F die konventionelle eckige Form und das I den üblichen Schnörkel. Die Art der vorkommenden anderen Verzierungen muß bei einer "einfachen" Type näher angegeben werden.

Das gleiche gilt für die "doppelte" Type, bei welcher das "doppelt" zunächst nur bedeutet, daß die Konturlinien, die zur Erkennung der Buchstaben nur einfach zu sein brauchten, zur reicheren Gestaltung der Schrift verdoppelt worden sind. Diese Verdoppelung wird sich aber aus formellen Gründen auf gewisse Typen, wie z. B. das S, meist nicht mit erstrecken, es können sich daher sehr wohl in einer "doppelten" Type einzelne Buchstaben finden, auf die sich die Verdoppelung nicht erstreckt.**

Nur in seltenen Fällen wird eine ganze Type durch Überwiegen einer bestimmten Art von Verzierung auch als "gefiedert" oder "geschnörkelt" bezeichnet. In diesem Falle bedeutet aber die Bezeichnung nur, daß eine erhebliche Anzahl der in Betracht kommenden Majuskeln, nicht aber wie bei kahlen, einfachen oder doppelten Typen, im wesentlichen alle Buchstaben die betreffenden Eigentümlichkeiten aufweisen.

Alle genannten Bezeichnungen werden sinngemäß auch für einzelne Buchstaben verwendet, dabei aber gemeiniglich durch Zeichen ausgedrückt. Einfache oder doppelte Buchstaben – auch dreifache kommen vor – werden durch Exponenten: E1, E2, E3 bezeichnet, wobei der Exponent angeben will, daß irgend eine Linie der Kontur, die zur Erkennung des Buchstabens einfach gestaltet sein könnte, zur Verzierung entweder in ihrer ganzen Länge, oder auch nur in einem Teile derselben, vervielfacht worden ist. Als Beispiel kann dienen, welches ein M2 von , oder , welches M2 von ; , welches M2 von ist.

Zur Bezeichnung von Eigenarten in den Konturen der Buchstaben will eine Anzahl besonderer Zeichen dienen.

Eine ganze Reihe von Buchstaben, bes. C, E, L, T, dann aber auch O, Q, haben in normaler Gestaltung links unten einen Winkel; dieselben Typen kommen aber auch seltener in runder Form vor. Für diese und ähnliche Formen steht dann das Zeichen bogen01, welches nur andeuten will, daß der betreffende Buchstabe nicht in seiner eckigen, sondern in seiner runden Form vertreten ist.

Vielfach ist aber die runde Form der betreffenden Buchstaben nicht kahl geblieben, sondern es ist durch die Rundung, meist in vertikalem Sinne, eine Linie, eine "Sehne" gezogen worden; das wird kurz angedeutet durch das Zeichen bogen02. In einer weiteren Gruppe von Fällen ist diese Sehne nicht durchgehends geradlinig, sondern endet unten mit einer kleinen Wendung nach links; das wird als "gebrochene Sehne" und durch das Zeichen bogen03 bezeichnet. Ragt nun etwa gar die Sehne, oder auch nur der mit der Sehne verbundene Teil der Kontur gegen die einfache Konturlinie hervor, so tritt dafür das Zeichen bogen04 ein, welches z. B. auch für ein O Verwendung finden kann, welches, von runder Form, eine Sehne aufweist, die mit der Kontur eine herausragende Spitze bildet.

Runde Buchstaben können aber auch eine doppelte Sehne aufweisen, was in Zeichen ausgedrückt etwa so aussehen würde: bogen01 und doppelsehne01. Bei vielen niederrheinischen und niederländischen Typen ist dieser Doppel-Sehnen-Schmuck so gestaltet, daß einer von beiden Strichen stark, der andere fein gezeichnet ist; das würde durch bogen01 und doppelsehne02 zu bezeichnen sein, und zwar gilt dann doppelsehne02 auch für solche Formen, in denen eine oder beide Sehnen nicht durchgezogen sind oder auch gebrochen vorkommen; dagegen wird durch die Stellung des Zeichens – doppelsehne02 oder doppelsehne03 – kenntlich gemacht, wie die starke und die schwache Linie zu einander stehen.

Eine außerordentlich häufig verwendete Verzierung der Majuskeln besteht darin, daß ihren einfachen oder doppelten Konturlinien zwei Querstriche eingeschrieben sind, wie z. B. . Dieser Schmuck, der gewöhnlich bei einer ganzen Gruppe von Buchstaben des Alphabetes (D, H, N, O, P, Q, U) gemeinsam auftritt, wird durch das Zeichen doppelsehne04 dargestellt; dabei ist dessen Stellung zu beachten: es bedeutet doppelsehne04 aufwärts gerichtete, doppelsehne05 abwärts gerichtete, doppelsehne06 horizontale, doppelsehne01 vertikale Verzierungsstriche.

Eine Vereinigung ein er Sehne mit Querstrichen bedeutet endlich das Zeichen doppelsehne07; es tritt zumeist in Buchstaben von runder Form zusammen mit einer geraden Sehne auf, vielfach auch so, daß zwischen den Querstrichen die vertikale Linie ausfällt. Das Zeichen doppelsehne07 wird aber typisch für alle Formen verwendet, die sich aus Sehne und Querstrichen zusammensetzen.

Neben den Querstrichen tritt als Innenverzierung am häufigsten der Punkt auf, und zwar erscheint derselbe ebenso oft in quadratischer als in horizontal, oder auch vertikal verzogener Form, bald freischwebend, bald mit einer oder auch mit mehreren Konturlinien zusammenhängend. Für alle diese Formen ist das Zeichen innenpunkt verwendet, dem demnach auch nur eine typische Bedeutung zukommt.

Auf die Verzierung der Konturlinien beziehen sich die drei letzten Zeichen. Fast alle Buchstaben des Alphabetes finden sich gelegentlich durch mehr oder minder feine Spitzen verziert. Ein solcher Buchstabe, wie z. B. gefiedert01, heißt dann "gefiedert", wofür das Zeichen eintritt. Im allgemeinen wird auf die Zahl der verzierenden Spitzen dabei keine Rücksicht genommen; sobald eine an sich kahle Konturlinie eine solche Verzierung aufweist, kann sie als "gefiedert" bezeichnet werden. Nur da, wo dies als unterscheidendes Merkmal besonders hervorgehoben werden soll, werden Buchstaben, die nur mit einer oder zwei Spitzen ausgestattet sind, als "mit Dorn" "mit doppeltem Dorn" aufgeführt.

Eine besondere Art "reich gefiederter" Buchstaben findet sich gemeiniglich in den Alphabeten, welche zu den Auszeichnungsschriften mit gehören; dieses M selbst veranschaulicht hinreichend, welcher Art der Schmuck "reich gefiederter" Typen ist.

Eine eigenartige Form der Verzierung besteht darin, daß die Konturlinie willkürlich eingeknickt ist, etwa wie . Solche Typen werden als "gebrochen" bezeichnet; ein besonderes Zeichen dafür ist aber nicht eingeführt worden. Je nach der Stelle, wo die Kontur des betreffenden Buchstaben diese Veränderung aufweist, wird er als "vorn, oben, unten, rechts, links gebrochen'' bezeichnet.

Wird die Konturlinie an der Bruchstelle fortgesetzt und nochmals gebrochen, wobei die scharfen Ecken meist, aber nicht immer abgerundet werden, so entsteht eine Verzierung, die als "geflochten" bezeichnet und durch das Zeichen geflochten angedeutet werden soll. Naturgemäß findet sich diese Verzierung meist an den gerundeten Konturen von Buchstaben, wie C, E, O, P, Q.

Endlich findet sich noch eine Form der Verzierung an verschiedenen Typen, die als "Schnörkel" bezeichnet worden ist. Ihre Form ist nicht immer die gleiche, trägt aber doch einen hinlänglich ähnlichen Karakter, um allgemein durch das Zeichen schnoerkel angedeutet zu werden. Für verschiedene Formen des "Schnörkels" können und als Beispiele dienen.

Eine Anzahl anderer Bezeichnungen, die meist nur für einzelne Buchstaben Anwendung finden, sind hoffentlich so deutlich gewählt, daß sie einer besonderen Erklärung nicht bedürfen. Die Bezeichnungen "verkehrt c-förmig", "z-förmig", "peitschenförmig" kommen hauptsächlich für das M selbst in Frage, und erläutern sich durch die Abbildungen zu M13, M15 und M21. Ein Wort der Erklärung bedarf aber vielleicht die Bezeichnung "sackig", die ich in verschiedener Verbindung für Erscheinungen verwendet habe, die mehr sinngemäß als formell übereinstimmend sind. Bei dem D und S bezeichne ich mit "sackig" diejenige runde Form der deutschen Typen, in denen das D wie ein verkehrtes S, und umgekehrt aussieht. Dagegen nenne ich andere Typen, besonders O und das Rubrikzeichen, dann sackig, wenn ihre Rundung nach unten zu sich unregelmäßig verdickt, also einem aufgestellten gefüllten Sacke ähnelt.

Dagegen muß noch ein Wort gesagt werden über die durch Typen dargestellten Formen des A und des U.

Für die Zeichen A01 und A02 gilt dasselbe, wie für die Formen des M, d.h. sie wollen nicht getreue Abbilder, sondern Repräsentanten eines gewissen Typus sein. Es können deshalb auch erklärende Zusätze dazu gemacht werden; so bedeutet z. B. A01 spitz, daß die schrägen Schenkel des A sich unter dem Querriegel schon vereinigen, nicht, wie in dem Bilde, von einander abstehen; A022gefiedert02 bedeutet, daß ein A von ähnlicher Form rechts durch eine zweite Außenlinie verdoppelt, und diese durch Fiederung verziert ist.

Besonders zahlreich sind solche Zusätze zu U01 und U02 gemacht worden. Das U gehört zu den Typen, die eine große Mannigfaltigkeit aufweisen, und deshalb für die Unterscheidung der Schriftarten besonders gute Dienste zu leisten vermögen. Es sind deshalb zwei Formen, die eine besonders umständliche Beschreibung erfordern würden, als Typen: U03 und U04 , dargestellt. Diese Zeichen vertreten ausschließlich die dargestellte Form. Dagegen stehen U01 und U02 nicht nur, ohne Zusätze, für die betreffenden Formen, sondern sie gelten typisch auch für verwandte Gestaltungen, die dann durch Exponenten und Zusätze näher karakterisiert werden, so bedeutet U022gefiedert01 eine verbreitete Form des U, bei der der vordere Haken, der "Rüssel", durch eine feinere Linie verdoppelt, und die vordere Kontur durch federartige Spitzen geschmückt ist; und U01 offen eckig will andeuten, daß ein U ähnlich U01 rechts oben nicht abgerundet ist, und daß die obere Querlinie nicht ganz bis an den vorderen "Balken" heranreicht.

Da, wo die Majuskeln allein kein genügendes Material zur Unterscheidung ergeben, ist auf die Minuskeln zurückgegriffen worden. Besonders kommt dabei das h in Betracht, das in gotischen Schriften als "rund", d. h. mit einem auf der Zeilenbasis ruhenden kreisförmigen Anhang, – "geschwänzt", d.h. mit einem geradlinig unter die Zeile fortgesetzten Schwanze, – oder "geringelt" vorkommt, d. h. das untere Ende des Schwanzes ist meist in eckiger Form noch einmal nach rechts herum gezogen. Was sonst von ähnlichen Bezeichnungen vorkommt, dürfte ohne besondere Erläuterung verständlich sein.

Ein vortreffliches Hilfsmittel zu schneller Unterscheidung nahe verwandter Typen vermöchte die Divise (Abteilungszeichen) abzugeben, wenn ihre Verwendung eine ebenso konsequente gewesen wäre, als diejenige der übrigen Schriftzeichen. Leider aber ist dies durchaus nicht bei allen Druckern der Fall gewesen, und besonders nicht bei denen, die sich lange Zeit hindurch und in beträchtlichem Umfange einer und derselben Schrift in ihren Drucken bedient haben. In zahlreichen anderen Fällen, und besonders bei den Druckereien von beschränkter Produktivität, ist allerdings die Form der Divise eine so karakteristische, daß man sich eines wertvollen Unterscheidungsmerkmales berauben würde, wenn man sie unberücksichtigt lassen wollte. Dem Umstande, daß sie trotzdem nicht immer als vollwertiges Unterscheidungsmerkmal gelten kann, ist dadurch Rechnung getragen worden, daß die bezüglichen Angaben in einer besonderen letzten Kolumne angebracht worden sind.

In eben diese sind auch die Angaben über Verwendung von Rubrikzeichen verwiesen worden, deren Darstellung (, , ) natürlich auch nur eine typische sein will. In bezug auf die Rubriken darf das vor allem nicht vergessen werden, daß ihrem Fehlen keinerlei Beweiskraft innewohnt, da ihre Anwendung bei den meisten Druckern in hohem Grade von dem Vorbilde ihrer Vorlage bedingt war. Weit seltener verwendet ein und derselbe Drucker verschiedene Rubrikzeichen zu ein und derselben Type. Dabei sei darauf hingewiesen, daß die Formen der "Rubriken" ausführlicher in der ersten Abteilung bei den einzelnen Druckern, als in den vergleichenden Tabellen beschrieben sind.

Die romanischen Typen, die ihre volle Bedeutung erst in dem den italienischen Druckern gewidmeten Teile gewinnen werden, sind in Tabellen angeordnet nach der Form des Q in seiner Verbindung mit dem u. Es gibt einige Formen des Q, in denen die Gestaltung des Schwanzes eine so eigenartige ist, daß sie sich leicht aus der großen Masse herauslösen lassen. Allein ihre Zahl ist so geringfügig, daß sie für die tabellarische Anordnung vorläufig unberücksichtigt bleiben konnten.

Es ergeben sich demnach zunächst für die romanischen Typen nur drei Gruppen: solche, in denen das Q deutlich erkennbar als besonderer Buchstabe von dem u getrennt ist, solche, in denen Q und u unzweifelhaft auf eine Type gegossen erscheinen (indem der Schwanz des Q bis unter das u reicht) und solche, in denen beide Formen nebeneinander, vollkommen deutlich erkennbar oder in undeutlichen zweifelhaften Formen, gemeinsam auftreten. In allen diesen Fällen ist aber zu berücksichtigen, daß die separat vorkommenden Q in dem bei den Italienern für ihre Überschriften sehr beliebten Majuskelsatze nicht als Mischformen mitzählen, sondern unberücksichtigt bleiben.

Die so sich ergebenden Gruppen werden allerdings sehr umfänglich und die Unterscheidung der Typen würde bei der geringen Mannigfaltigkeit der romanischen Buchstabenformen auf große Schwierigkeiten stoßen, wenn nicht andere Umstände zu Hilfe kämen, nämlich die Abkürzungszeichen. Die Schwierigkeiten sind in der Tat recht erheblich, sobald italienische Texte in Frage kommen, in denen für die Abbreviaturen keine Gelegenheit ist. Dagegen ist ja glücklicherweise die große Masse der Wiegendrucke in lateinischer Sprache hergestellt, und hier erweisen sich die Abkürzungen in den allermeisten Fällen als zuverlässige Führer. In erster Linie sind die Formen für rum (rum01, rum02, rum03, rum04) und für que (que01, que02, que03, que04, que05) berücksichtigt, deren bildliche Darstellung auch hier wieder mehr eine typische als eine individuelle Bedeutung besitzen soll. Daneben ist das dankbarste Unterscheidungszeichen die Abbreviatur für us , deren verschiedene Formen aber nicht bildlich dargestellt worden sind, weil die unterscheidenden Merkmale allzu zahlreich sind. Auch das h, mit steifem, gerundetem oder nach außen gekrümmtem (Proctors Valdarfer-H) Ansatz, das i mit Punkt oder Strich, c und e mit Cedille, die für m und et (ed) gleichmäßig verwendete z-förmige Abkürzung, und endlich das y geben vielfach Anhaltepunkte, die eine Unterscheidung ermöglichen.

Die Größe der Gruppen und die Geringfügigkeit der Unterscheidungsmerkmale hat aber für die große Masse der Antiquatypen (im italienischen Teile) eine von der Behandlung der gotischen Typen etwas abweichende Anordnung bedingt. Es ist zwar auch in den Haupt-Gruppen nach der Größe jede einzelne Antiquatype mit erschöpfenden Angaben über ihre Eigenart verzeichnet. Zu einer schnelleren Übersicht aber sind eine Reihe von Hilfstabellen gebildet worden, in denen jedesmal nur alle diejenigen Typen – und zwar nur nach der Form des Q und der fortlaufenden Nummer – verzeichnet worden sind, die irgend eine von der normalen Form stark abweichende Eigentümlichkeit aufweisen. Es ist also z. B. eine Hilfstabelle entworfen für diejenigen Antiquatypen, die die Abbreviatur rum in Minuskelform (rum01 haben, in deren que der Schwanz den Balken schneidet (que03, usw. Typen von ausgeprägter Eigenart werden daher in mehreren dieser Hilfstabellen gleichzeitig vorkommen, und ihre Erkennung wird auf diese Weise rasch und sicher bewerkstelligt werden können. Diese Hilfstabellen werden zwar dem Teile beigegeben werden, der die italienischen Typen verzeichnet, werden aber auch die Antiquatypen der anderen Länder mit berücksichtigen.

Um nun mit Hilfe des Typenrepertoriums eine bestimmte Type zu identifizieren wird man praktisch in folgender Weise verfahren.

Zunächst muß man feststellen, daß man es mit einem Druck ohne Durchschuß und auf Papier zu tun hat. Dann wird man möglichst vom unteren Ende der Seite ab das Maß vom unteren Rande bis zur Basis der 21. Zeile (von unten an gezählt) abnehmen, und zwar auf 2–3 Blättern, um sich von der Gleichförmigkeit des Maßes zu überzeugen und sich gegen Versehen zu schützen. Hat man nirgends 20 Zeilen gleichartigen Satzes zur Verfügung, so muß man 10, 5, 4 oder noch weniger Zeilen messen, um durch Multiplikation zu einem, natürlich der wirklichen Messung an Genauigkeit nicht ebenbürtigen Resultate zu gelangen.

Bei Typen von eigentümlichem Karakter wird man nur nötig haben, das M aufzusuchen, und mit Hilfe von Tafel I festzustellen, in welche der 101 Gruppen dasselbe gehört. In der entsprechenden Tabelle wird es sich zeigen, ob verschiedene Typen in derselben Größe in Betracht kommen, deren unterscheidende Merkmale man dann nach den Angaben der 6. Kolumne im Texte aufsuchen muß.

Auf sichererem Wege, der für Typen von weiter Verbreitung immer eingeschlagen werden sollte, gelangt man aber dann ans Ziel, wenn man nicht nur nach dem M forscht, sondern sich von vornherein eine Skizze, die ganz flüchtig und ohne Rücksicht auf die durch das Maß ohnehin festgelegte Größe der Buchstaben gemacht werden kann, von dem ganzen Alphabete entwirft. Es ist damit der Vorteil verbunden, daß man von vornherein auf diejenigen Buchstabenformen aufmerksam wird, die von der herkömmlichen Gestalt abweichen, und man hat dann ohne weiteres schon das ganze Material beisammen, welches eventuell für die Nachprüfung des gewonnenen Resultates doch nicht entbehrt werden kann.

Ist der Druck nur mit einer Type und ohne Rubriken und Initialen hergestellt, so muß man sich bei dem gewonnenen Resultate beruhigen, und wird nur nachprüfen können, ob Zeit, Sprache usw. des Druckes mit dem ermittelten Drucker vereinbar sind.

Hat der Druck mehrere Schriften und andere Accessoria, so wird man, nachdem man eine Type ermittelt zu haben glaubt, in der ersten Abteilung bei dem betreffenden Drucker nachforschen, ob er auch die anderen Typen und Zutaten in seinem Besitze gehabt hat. Stellt sich das als nicht zutreffend heraus, so wird man entweder die nächstverwandten Typen der zuerst benutzten Tabelle heranziehen, und bei deren Druckern nach dem Gesamtmateriale forschen, oder aber man wird eine andere der in dem Drucke verwendeten Typen nochmals skizzieren, und mit ihr in gleicher Weise wie mit der ersten verfahren.

Im allgemeinen empfiehlt es sich natürlich, die Untersuchung mit der Type zu beginnen, welche am ausgiebigsten in dem Drucke verwendet worden ist. Ein abweichendes Verfahren ist aber überall da gerechtfertigt, wo irgend eine der Typen – und wäre es auch nur eine spärlich verwendete Auszeichnungsschrift – besonders auffallende Eigentümlichkeiten erkennen läßt. Nur muß man, wenn man mit spärlichen Hilfsmitteln zu einer vorläufigen Identifizierung gelangt ist, um so sorgfältiger bei der Nachprüfung auf Grund des Gesamtmaterials verfahren.

In jedem Falle ist der Schwerpunkt auf die Prüfung der Typen zu verlegen, denn es ist bekannt, daß Initialen und Holzschnitte vielfach nur für einen einzelnen Druck hergestellt, oder auch von einer Hand zur andern gewandert sind. Solche Wanderungen werden natürlich viel leichter dem Verfasser entgangen sein können, als Veränderungen des eigentlichen Typenmaterials.

Einfacher kann sich die Untersuchung dann gestalten, wenn der Drucker bekannt ist, und es sich nur darum handelt, festzustellen, welche Typen er in dem betreffenden Drucke verwendet hat. Dann kann man natürlich die Nachforschung in der ersten Abteilung beginnen; doch empfiehlt es sich trotzdem auch in den Tabellen nachzuprüfen, um eventuell Abweichungen in der Verwendung der Type, oder gar unbekannte Typen festzustellen.

Typen, die in den drei Teilen nicht ermittelt werden können, die den bekannten Druckern gewidmet sind, können noch in dem Anhang gesucht werden, der neben den zwar registrierten, aber nach ihrer Zugehörigkeit nicht näher ermittelten Typen auch Nachträge zu allen Teilen des Repertoriums enthalten wird.

Anmerkungen

* Quelle: Konrad Haebler: Typenrepertorium der Wiegendrucke. Abt. I. Deutschland und seine Nachbarländer. Halle a.S.: Haupt, 1905, S. IX-XXVIII. (Sammlung Bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten. 19/20). Zurück!

** Als Beispiel einer kahlen Type kann Burger 194 (Straßburg, Martin Flach, Type 2), einer einfachen Type Burger 159 (Leipzig, Arnold von Coeln, Type 1) einer doppelten Type Burger 189 (München, Johann Schobser, Type 6) dienen. Die Type von Burger 57 (Basel, Peter Kollicker und Johann Meister, Type 1) kann man als gefiedert, die von Burger 33 (Cöln, Johann Koelhof, Type 2/3) allenfalls als geschnörkelt bezeichnen. Zurück!