Drucker des Lindelbach (Heinrich Knoblochtzer) (Heidelberg, Offizin 1)
1485-1489
Beschreibung
Anonyme Druckwerkstatt, der ca. 10-15 Drucke zugeschrieben werden können. Der
Druckort Heidelberg ist genannt in GW0948920
(datiert 21.I.1485), M18384 (datiert 15.XII.1486) und
GW03411 (datiert 21.V.1488).
Das Typenmaterial kann von den beiden anderen in Heidelberg vor 1490 tätigen
Offizinen, Friedrich Misch (Heidelberg, Offizin 2) und Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3),
unterschieden werden, insbesondere durch die Verwendung von Type 2:90G.
Das Corpus von Drucken zerfällt in zwei Gruppen: a) 1485/86, mit Type 1:180G, Type 2:90G und (eingesprengt) Type 3:92G; b) 1489/89, mit Typen Type 4:80G,
Type 5:77G, Type 6:116G und einer nicht von
Type 1:180G unterschiedenen Auszeichnungstype, die aber im
Unterschied zu dieser ein h mit Ringelschwanz verwendet (nur in GW03411).
Im BMC wird die zweite Gruppe (Typen 4-6) Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3)
zugeschrieben, da die in GW03411 benutzte
Auszeichnungstype auch in Knoblochtzers erstem firmierten Heidelberger Druck (GW11597) erscheint. Die hier für den Drucker des Lindelbach verzeichneten
Typen 4-6 sind daher auch bei Knoblochtzer verzeichnet (die Auszeichnungstype als
Type 5*:160G bei Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3)).
Für die erste Gruppe (Typen 1-3) belässt der BMC die Zuweisung an einen
anonymen - nicht sicher mit Knoblochzer zu identifizierenden - Drucker. Aufgrund von
Typenähnlichkeiten stellt der BMC die These auf, die Speyerer Drucker Johann und
Konrad Hist (vgl. Johann und Konrad Hist (Speyer, Offizin 4) könnten vorübergehend eine Offizin in
Heidelberg bretrieben haben (vgl. BMC III 666). Abweichend davon weist Voulliéme
auch die erste Gruppe Knoblochtzer zu.
Da keine endgültige Sicherheit bei der Identifikation der anonymen Werkstatt
zu erreichen ist und unter methodischen Gesichtspunkten eine Unterscheidung zu den
sicher Knoblochtzer zuzuschreibenden Drucken sinnvoll erscheint, sind die Drucke im
GW mit dem Impressum "Drucker des Lindelbach (Heinrich Knoblochtzer)" verzeichnet
und die Typen nach der hier angegebenen Zählung verzeichnet.
Lt. CIBN C-241 (= GW06550) sind die Typen 1, 4
und 5 nicht von den entsprechenden Typen des Heinrich Gran (Hagenau, Offizin 1) zu
unterscheiden. Die Zuweisungen an den Lindelbach-Drucker sind daher im Einzelfall
kritisch zu prüfen.
Die hier verlinkten Listen werden aus den aktuellen Daten des Gesamtkatalog der Wiegendrucke erzeugt
und geben eine Übersicht über die dort nachgewiesenen Typen und Initialen. Die Generierung kann einige Zeit (bis zu 1 Min.) in Anspruch nehmen.
Neu: TNT - Type Network Tool
Das Type Network Tool visualisiert die gemeinsame Verwendung von Typen als Netzwerkdiagramm.
Typen
Type | TW-ID | M/Qu | Nutzungszeit | Beschreibung | GfT |
---|---|---|---|---|---|
1:180G | ma05487 | M60 (Rotunda) | 1485-1491 |
M im rechten Teil mit Feder Pfauenfederrotunda r mit gebogenem Schaft Vgl. Type 4:180G bei Friedrich Misch (Heidelberg, Offizin 2) Vgl. Type 5:180G bei Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3) Vgl. Type 1:170G bei Heinrich Gran (Hagenau, Offizin 1) |
GfT 256 GfT 632 GfT 633 |
2:90G | ma05488 | M21 (Rotunda) | 1485-1486 |
In reiner und gemischter Form? 'Reine' Form z.B. GW0948920, dat. 1485 mit Ortsangabe Heidelberg 'Gemischte' Form (z.B. im Lindelbach, dat. 1486, M18384) mit Einsprengungen aus einer -Type (Type 3:92G = Type 8:94G bei Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3) Vgl. Type 2:90G bei Johann Grüninger (Straßburg, Offizin 12) und Type 9:90G bei Ludwig von Renchen (Köln, Offizin 23), die möglicherweise nicht von der 'reinen' Form der Lindelbachtype zu unterscheiden sind; lt. GfT 256 hat die Lindelbachtype ein breiteres U |
GfT 256 GfT 633 |
3:92G | ma05489 | M44 (Bastarda) |
Maj. nur als Einsprengungen in Type 2:90G
Min. auch für längere Stücke Ist = Type 8:94G bei Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3) |
GfT 634 |
|
4:80G | ma05490 | M21 (Rotunda) | 1488-1489 |
Auch verzeichnet als Type 13:83G bei Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3)
Vgl. auch Type 2:85G bei Heinrich Gran (Hagenau, Offizin 1) |
GfT 1092 |
5:77G | ma05491 | M99 (Rotunda) | 1485-1489 |
Auch verzeichnet als Type 14:77G bei Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3)
Vgl. auch Type 3:76G bei Heinrich Gran (Hagenau, Offizin 1) Vgl. auch Type 3:77G bei Johann und Konrad Hist (Speyer, Offizin 4) |
GfT 1093 |
6:116G | ma05492 | M94 (Bastarda) | 1489-1489 |
Nach handschriftlicher Anm. im Handexemplar des GW von Haebler:
Typenrepertorium Abt. I, Dr. Dt., S. 48, Nr. 1 gleich Type 15:116G bei Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3),
aber Majuskeln nur zum Teil übereinstimmend (O und Q anders), Minuskeln deutlich
abweichend (stark verschnörkelt, ähnlich französischen Bastardatypen) Einziger Beleg ist M22814 |
GfT 1092 GfT (1522) |
Initialen
Initiale | TW-ID | Höhe | Nutzungszeit | Beschreibung | GfT |
---|---|---|---|---|---|
a | ma05493 | 39mm | 1489-1493 |
verzierte Kontur-Buchstaben |
GfT 1093 |
b | ma05494 | 12/14mm | 1489-1495 |
volle Buchstaben, breit, lombardartig, mit Perlen |
|
c | ma05495 | 110mm | 1489-1494 |
xylogr. Initial-J, aus Band geflochten |
GfT 1092 |
d | ma05496 | 18mm |
schwarz auf weiß verziert |
GfT 632 GfT (2290) |
|
e | ma05497 | 10mm | 1490-1495 |
Lombarden ohne Perlen |
|
f | ma05498 | 4mm |
Lombarde ohne Perlen (U) |
Rubrikzeichen
Rubr. | TW-ID | Form | Nutzungszeit | Beschreibung | GfT |
---|---|---|---|---|---|
α | ma05499 | ☞ handförmig | 1489-1489 |
zu Type 5:77G
|
GfT 1093 |
β | ma05500 | besondere Form |
❡, ohne Haken zu Type 4:80G |