Heinrich Quentell (Köln, Offizin 20)

1479-1501

Beschreibung

Quentell stammte aus Straßburg. Sein erster firmierter und datierter Druck erschien 1479. Geschäftsbeziehungen mit der Offizin Nikolaus Götz (Köln, Offizin 9) lassen vermuten, dass er bereits zuvor im Buchhandel tätig war (vgl. Voulliéme: Buchdruck S. XXX). 1482 wurde Quentell gemeinsam mit zwei weiteren Kölner Bürgern unschuldig zu einer Gefängnisstrafe verurteilt (Amerbach-Korrespondenz Bd. 1 Nr. 3). 1483-1487 lebte er in Antwerpen, betrieb aber lt. Voulliéme in dieser Zeit seine Kölner Offizin weiter (vgl. Voulliéme: Miszellen S. 211). Der letzte datierte Druck Quentells erschien am 8.I.1501 (VD16 J 103). Spätestens ab 27.X.1501 (vgl. VD16 J 104) wurde die Offizin von seinen Erben fortgeführt und hatte bis ins 17. Jahrhundert Bestand.
In der Literatur (u.a. Proctor, BMC, Haebler) wird die von Quentell vetriebene Offizin z.T. in zwei separate Druckereien getrennt (vgl. Heinrich Quentell (Köln, Offizin 24)). Die erste, von 1479-1482 tätige Druckerei hat ausschließlich mit den Typen Type 1:102G und Type 2:150G gedruckt, die zweite, ab 1484 tätige, mit den weiteren Typen und ab 1498 mit einem Neuguss von Type 2:150G. Im Anschluss an Haebler ist hier das Material beider Offizinen gemeinsam verzeichnet.
Für die 'zweite Druckerei' setzt BMC drei Phasen an:
1) 1484 - März 1489: Ausschließlich unfirmierte Drucke, nur Type 3:180G-Type 5:75G verwendet
2) 23. März 1489 - Mai 1494: Zusätzlich Type 6:63G und Type 7:80G, ab diesem Zeitpunkt regelmäßig firmierte Drucke
3) 16.V.1494 - 1501 (Tod Quentells): Zusätzlich Kanontype Type 9:280G und Ablösung der Titeltype Type 3:180G durch Type 10:155G
Die unfirmierten Drucke der ersten Phase erklären sich vermutlich durch Quentells Antwerpener Aufenthalt.
Die Beziehung zu der 1497-1504 tätigen Druckerei Retro Minores (Köln, Offizin 31) ist nicht endgültig geklärt.
Zur Zuschreibung einer Gruppe ehemals Quentell zugesprochener Drucke (in Type 3:180G und Type 4*:91G) an den Drucker des Modus legendi abbreviaturas (H 11467) (Basel, Offizin 8*) vgl. Scholderer: Wenssler, S. 51 u. Scholderer: Basel and Cologne Printing.

Neu: Chronologische Übersicht der Typen

Übersichten der im GW nachgewiesenen Drucke

Die hier verlinkten Listen werden aus den aktuellen Daten des Gesamtkatalog der Wiegendrucke erzeugt und geben eine Übersicht über die dort nachgewiesenen Typen und Initialen. Die Generierung kann einige Zeit (bis zu 1 Min.) in Anspruch nehmen.

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Typen

Type TW-ID M/Qu Nutzungszeit Beschreibung GfT
1:102G ma02457    M5, M7, M74 (2 Formen) (Gotico-Antiqua) 1478-1498
GfT 277
GfT 278
GfT 279
GfT 280
GfT 410
2:150G ma02458 M72 (Textura) 1479-1500 Verwendet 1479-1481 (Quentells erste Offizin) und dann wieder ab 1498 (Neuguss?)
Vgl. Type 1:150G bei Retro Minores (Köln, Offizin 31)
Lt. BMC I 253,Facs.24 wie Type 2:150G bei Johann Guldenschaff (Köln, Offizin 17)
GfT 279
GfT 280
3:180G ma00984 M60 (Rotunda) 1484-1499 2 E-Formen: vgl. GfT 282 und BMC-Facs
Unterscheidung von Type 1*:180G bei Drucker der Vitas patrum (Straßburg, Offizin 11): M im rechten Teil ohne Feder
Nicht von Type 2:180G bei Drucker des Modus legendi abbreviaturas (H 11467) (Basel, Offizin 8*) zu unterscheiden (vgl. Scholderer: Basel or Cologne Printing?
GfT 281
GfT 282
GfT 286
GfT 2031
4:91G ma04704 M99 (Rotunda) 1484-1500 r ohne Fuß
Vgl. Type 1:91G bei Drucker des Modus legendi abbreviaturas (H 11467) (Basel, Offizin 8*) (dort r mit Fuß)
GfT 281
GfT 282
GfT 2031
4*:91G ma04705   M99, mit eingesprengtem M21 (vgl. GfT) (Rotunda) 1484-1485 Majuskeln wie Type 4:91G, aber kleinere Minuskeln
Eingesprengt einige Majuskeln aus einer -Type (Basel-Straßburger Stil)
r mit Fuß, in Type 4:91G ohne Fuß
Eingesprengt aber auch (selten) r ohne Fuß (vgl. Scholderer: Basel and Cologne Printing)
Vgl. Type 1:91G bei Drucker des Modus legendi abbreviaturas (H 11467) (Basel, Offizin 8*) (dort r mit Fuß)
GfT 2031
5:75G ma01728 M49 (Rotunda) 1485-1500
GfT 283
GfT 411: mit Griechisch
GfT 2031
5*:72/73G ma04706 M49 (Rotunda) 1485-1513 Haebler Typenrepertorium Abt. IV, Erg. 1, S. 58/59, Nr. 103*(5): ist Typ. 5 auf kleinerem Kegel
Ab 1506 (Quentells Erben) zunehmend mit Einsprengungen von Majuskeln aus Type 13:73R (vgl. Proctor: Index II,1 S. 55)
6:63G ma00986 M47 (Rotunda) 1488-1500 Vgl. Type 4:63G bei Retro Minores (Köln, Offizin 31)
GfT 331
GfT 333
GfT 455
7:80G ma00985   M47, eingesprengt auch M49 (Rotunda) 1488-1500 Vgl. Type 3:80G bei Retro Minores (Köln, Offizin 31)
Lt. BMC eingesprengtes aus Type 5:75G von 1489 bis 1492
GfT 332
GfT 333
8:130G ma04707 M61 (Textura) 1489-1513
GfT 333
GfT 334
9:280G ma04708 M94A (Textura) 1489-1513 Vgl. Type 5:230G bei Retro Minores (Köln, Offizin 31)
Titeltype, Kanongröße
GfT 335
GfT 336
10:155G ma02483 M68 (Textura) 1489-1500
GfT 334
GfT 337
GfT 338
11:110G ma04709 M7 (Gotico-Antiqua) 1498-1500 Vgl. Type 2:110G bei Retro Minores (Köln, Offizin 31)
Lt. BMC wie Type 1:110G bei Johann Guldenschaff (Köln, Offizin 17)
GfT (342
GfT 344)
12:94R ma03946 Qu|-I (Antiqua) 1499-1508
GfT 284
13:73R ma04710 Qu|-G (Antiqua) 1499-1513
GfT 285
14:140G ma04711 (Rotunda) 1493-1500 identisch mit Type 8:130G?
vgl. GfT 455 und BMC Facs. 27: 130?
GfT 455
15:80G ma13219 M44 (Bastarda) 1493-1494 wie Type 5:79G bei Hermann Bungart (Köln, Offizin 29)

Initialen

Initiale TW-ID Höhe Nutzungszeit Beschreibung GfT
a ma04712 38mm 1500-1500 schwarz auf weiß
gemustert
auf (weiß auf schwarz) gemustertem Grund
GfT 411
b ma04713 25mm 1491-1500 schwarz auf weiß
gemusterte Buchstaben, z.T. auf gemustertem Grund
ohne Rand
hs.: erst 16. Jh.?
Kopie von Initiale e bei Johann Grüninger (Straßburg, Offizin 12)
GfT 411
c ma04714 15mm 1495-1513 verzierte Lombarden ohne Perlen
GfT 335
GfT 336
d ma04715 13/14mm 1489-1500 volle Lombarden mit Perlen
GfT 335
GfT 336
e ma00990 6/7mm 1488-1513 Lombarden, mit und ohne Punkt, zu Type 10:155G
I ist Konturlombarde
(vgl. Köln 29: Hermann Bungart Init. h)
GfT 334
GfT 337
f ma00987 2/3mm 1486-1500 Lombarden, zu Type 6:63G, Type 7:80G
GfT 331
GfT 333
GfT 455
g ma03947 3/4mm 1486-1500 Lombarden, zu Type 4:91G
GfT 282
h ma04716 13/14mm 1490-1497 Lombarden
GfT 334
i ma04717 1500-1500 (offensichtlich nicht vergeben!)
k ma04718 18mm 1500-1500 verzierter, durchbrochener Buchstabe
ohne Rand
GfT 411
l ma04719 14mm 1500-1500 lombardähnlich
ohne Rand
GfT 411
m ma04720 43mm 1500-1500 Buchstabe (T) als Kruzufix mit Corpus
GfT 411
n ma04721 385mm 1479-1479 Titelleiste
schwarz auf weiß
Gerank
Figuren
zerschnitten und zusammengesetzt
GfT 280
GfT 410
o ma01729 50mm 1488-1497 schwarz auf weiß
durchbrochen
gemustert
GfT 331

Rubrikzeichen

Rubr. TW-ID Form Nutzungszeit Beschreibung GfT
α ma02484 besondere Form 1490-1513 sehr klein, kaum schwarz, hängend, mit kurzer Spitze, zu Typ. 5 und 13 (?)
GfT 333
β ma03948 handförmig 1489-1500 mit 5 Fingern (also Daumen, Zeigeund 3 Finger) ist Köln 31: Retro minores Rubr. β!
GfT 347
γ ma00988 besondere Form 1489-1500 dick, kurz, fast ohne Stiel,
Type 6:63G
GfT 333
δ ma00989 handförmig 1489-1500 mit 4 Fingern (ohne Daumen)
GfT 333
ε ma02485 besondere Form 1489-1500 hängend, Sp. kurz
GfT 333

Titelholzschnitte

TH TW-ID Höhe Nutzungszeit Beschreibung GfT
A ma02486 100/101mm 1491-1495 Lehrer mit 2 Schülern
langes Komma nach "tanti"
GfT 286
B ma03950 127/130mm 1494-1500 Lehrer mit 4 Schülern, ohne Motto
GfT 287
C ma03951 130mm 1497-1497 Lehrer auf großem Stuhl, 3 Schüler, rechts Spruchband
GfT 288
D ma03952 76mm 1499-1499 die hl. 3 Könige
GfT 333
E ma03953 113mm 1499-1500 Lehrer in Mönchstracht mit vier Schülern, je zwei links und rechts, mit doppelter Umfassungslinie
Ist Titelholzschnitt B bei Retro Minores (Köln, Offizin 31)!
GfT 343
F ma03954 126mm 1500-1501 Lehrer mit 3 Schülern, ein Schüler sieht rückwärts
GfT 289
G ma03955 193/195mm Gelehrter am Pult
GfT 290
H ma04722 83mm 1499-1499 GW 9046. = Köln 31: Retro minores TitHlzs. C
GfT 338

Alternative Namen

circa summum [Heinrich Quentell]; Heinrich Quentell und Retro Minores

Personen, die mit dieser Offizin in Verbindung stehen

Quentell, Heinrich; Martin von Werden

Literatur