Johann Zainer d.Ä. (Ulm, Offizin 1)

1473-1493

Beschreibung

Johann Zainer war der Bruder von Günther Zainer (Augsburg, Offizin 1). Beide lernten den Buchruck in Straßburg und gingen um 1467 nach Augsburg. Johann Zainer war bis 1471 in Augsburg ansässig, bevor er 1472 seine eigene Offizin in Ulm gründete. Erster firmierter Druck ist M43865 (dat. 11.VI.1473).
In den 1480er Jahren wirtschaftlicher Niedergang der Offizin, der ca. 1483 zum Verkauf von Druckmaterial führte, u.a. an Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3). Neubeginn Ende 1486 mit neuen Typen (Type 9:98G-Type 11:93G). Anfang der 1490er Jahre endgültiger Niedergang der Offizin.
1493 musste Zainer Ulm schuldenhalber verlassen und ist am 26.VI.1493 in Augsburger Gerichtsakten belegt.
Das ab 1496 in Ulm unter dem Namen Johann Zainer erschiene Corpus von Drucken wurde in der älteren Literatur derselben Offizin zugeschrieben. Nach Amelung handelt es sich um eine von Zainers gleichnamigen Sohn geführte Offizin (Johann Zainer d.J. (Ulm, Offizin 7)). Zu dem bei Haebler als Type 12-15 verzeichneten Druckmaterial siehe dort.

Neu: Chronologische Übersicht der Typen

Übersichten der im GW nachgewiesenen Drucke

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Typen

Type TW-ID M/Qu Nutzungszeit Beschreibung GfT
1:116G ma07592   M15 und M56 (Gotico-Antiqua) 1473-1476 nach Amelung und BMC 3 Stadien:
1. langes s und f, geschwänztes h
2. wie Günther Z. 1
3. h rund und geschwänzt (bis Anf. 1474, dann nur geschwänzt), ab April: r mit Fuß, Rubrum
Von Haebler nicht unterschieden
GfT 475
GfT 479
GfT 530
2:110R ma07593   Qu|-I und (seltener) Q|u-C (Antiqua) 1473-1476
GfT 476
GfT 479
3:117G ma07594 M15 (Gotico-Antiqua) 1476-1476
GfT 477
GfT 479
4:96G ma07595 M25 (gefiedert) (Gotico-Antiqua) 1477-1485
GfT 478
GfT 479
5:136G ma07596 M27 (Rotunda) 1478-1482
GfT 478
GfT 480
GfT 482
6:96G ma07597 M25 (gefiedert) (Bastarda) 1479-1479 ist Type 4:96G mit anderen Minuskeln
GfT 480
7:96G ma07598 M25 1478-1485 1482-1483 (vgl. Amelung: Frühdruck I 49)
nach 1483 abgewandelt in Type 2:96G bei Johann Schönsperger (Augsburg, Offizin 13) (GfT 490 ,491) und später bei Type 3:96G bei Johann Schobser (Augsburg, Offizin 17) (BMC II 377, Facs. 35)
GfT 481
GfT 482
8:175G ma07599 M60 (Rotunda) 1487-1492 Rotunda
A: dünne Sehne außen am Schaft
C2 gefiedert
Vgl. Type 3:170G bei Johann Schäffler (Ulm, Offizin 5/6)
GfT 482
GfT 483
9:98G ma07600 M91 (Rotunda) 1487-1490
GfT 483
10:82G ma07601 M49 (Rotunda) 1487-1490
GfT 484
10*:75G ma07602 M49 (Rotunda) 1487-1487 ist gleich Type 8:76G bei Johann Schönsperger (Augsburg, Offizin 13)
GfT (494)
11:93G ma07603 M44 (Bastarda) 1488-1492 L gefiedert
Sackiges D
Amelung: Frühdruck I 56f unterscheidet 3 Zustände, die kontinuierlich ineinander übergehen:
a) b, d, h, l fast ausschließlich mit Schlaufen an den Oberlängen (Amelung Abb. 29, 88, 93, 98)
b) b, d, h, l überwiegend ohne Schlaufen
c) Neue Formen: D mit kurzer Fußlinie, S oben offen (umgedrehtes D), V
Der dritte Zustand nur im unfirmierten Druck M40918 nachweisbar, Zuweisung ist zu überprüfen
Nach Amelung wurde die Type im dritten Zustand ab 1493 von Konrad Dinckmut weiterverwendet (= Type 5:91G bei Konrad Dinckmut (Ulm, Offizin 3) (vgl. Amelung: Frühdruck I 56)
GfT 1547
11*:93G ma07604 M44 (Bastarda) 1496-1496 Zu streichen!
Die bei Haebler: Typenrepertorium, Abt. I, S. 107 als Type 11*:93G verzeichnete Type ist lt. Amelung in Wirklichkeit Type 8*:93G bei Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3) (vgl. Amelung: Frühdruck I 59). Vermutlich von Haebler fälschlicherweise bei Zainer aufgenommen, da Teile seiner Initialen und Zierleisten in den 1480er Jahren den Besitz Knoblochtzers übergingen
Bei der in GfT 1305 abgebildeten und dort als 11* (im GfT Register als 11**) bezeichneten Type handelt es sich in Wirklichkeit um Type 15:96/97G bei Johann Zainer d.J. (Ulm, Offizin 7) (Nummerierung nach Haebler; vgl. Amelung: Frühdruck I 137)
Die von Amelung als 11* bezeichnete Type ist hier und im GW als Type 15:96G verzeichnet
Beachten: Die Bezeichnung der Typen richtet sich im GW nach Haebler, nicht nach Amelung!
GfT 1305 (lt. Amelung Zainer d.J.)
15:96G ma14045 M44 (Bastarda) 1493-1496 Zählung der Type nach Haebler, bei Amelung als 11* verzeichnet!
Nur in M09350 (Zainer d.Ä., dat. 5.II.1493) und M09352 (Zainer d.J., dat. 29.III.1496) nachweisbar
Lt. Amelung eine Type Dinckmuts und von Zainer nur ausgeliehen, vgl. dazu die Anm. bei Type 5:96G bei Johann Schäffler (Ulm, Offizin 5/6)
GfT 1305 (Zainer d.J.)
GfT 1311 (Schäffler)

Initialen

Initiale TW-ID Höhe Nutzungszeit Beschreibung GfT
a ma07609 50/55mm 1474-1476 reich verzierte Kontur-Buchstaben
ohne Umrandung
("romanisches Alphabet")
Vgl. Initiale i bei Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3)
GfT 952
GfT 953
GfT 1549
b ma07610 45mm 1478-1480 reich verzierte Kontur-Buchstaben
ohne Umrandung
("Rokoko-Alphabet")
Vgl. Initiale t bei Heinrich Knoblochtzer (Heidelberg, Offizin 3)
GfT 954
GfT 955
GfT 1549
c ma07611 22/23mm 1473-1478 ähnlich Initiale a und Initiale b
z.T. mit figürlichem Beiwerk
GfT 957: c und k vermengt (vgl. GW 4486). Amelung Abb. 1
GfT 13
GfT 14
GfT 41
d ma07612 18/20mm 1477-1490 verzierte Kontur-Buchstaben
GfT 1306
GfT 1309
GfT 1548
GfT 1549
GfT (2290: Dr. d. Vocabularius in Heidelberg)
e ma07613 15/16mm weiß auf schwarz
mit Blumenranken
ohne Randlinie
GfT 1309
f ma07614 33mm 1473-1476 Kontur-Lombarden, meist ohne Perlen
GfT 476
GfT 530
g ma07615 27mm volle Lombarden ohne Perlen
h ma07616 16mm 1473-1476 Kontur-Lombarden, meist mit Perlen
GfT 955
GfT 956: h2 und h3
i ma07617 24/26mm 1476-1478 Kontur-Lombarden mit und ohne Peren
GfT 1307
GfT 1308
k ma07618 22mm 1473-1478 schwarz auf weiß
z.T. figürlich
(S) aus Drachenleibern
GfT 957
m ma07620 310/312mm 1473-1475 Winkelleiste
Blattwerk und Figuren (Narr oder Gelehrter, 68 mm)
GW 9105 = ISTC id00407000: Init. m mit einem Narren
GW 11539 = ISTC ig00490000 bis GW 11540 = ISTC ig00491000: Init. m mit Gelehrtem
GfT 953
GfT 955 (Ausschnitt)
n ma07621 67/200mm 1473-1474 (A) mit figürlicher Darstellung (Anbetung der Himmelskönigin) als Leiste nach unten verlängert
In GW01305 ohne Leiste
Vgl. Initiale f bei Peter Attendorn (Straßburg, Offizin 17*)
Amelung S. 76, Kat. Nr. 7 zur späteren Verwendung
GfT 1307
o ma07622 4mm 1487-1490 volle Lombarden ohne Perlen
r ma07625 31/33mm 1477-1478 schwarz auf weiß
verziert
t ma07627 15mm 1478-1478 schwarz auf weiß
verziert
u ma07628 36mm 1476-1476 Kontur-Lombarden
schwarz auf weiß
Figur
GfT 1308
v ma07629 134mm Winkelleiste mit Init. (U), darin bildl. Darstellung
w ma07630 [nicht vergeben!]
x ma07631 [nicht vergeben!]
y ma07632 206mm 1473-1473 Winkelleiste
schwarz auf weiß
mit Wappen
GfT 530
z ma07633 55mm 1473-1474 Kontur-Lombarden
aa ma07634 88mm 1480-1480 schwarz auf weiß
gemustert
Figur
GfT 955
bb ma07635 195mm 1473-1473 Winkelleiste mit Init. (D)
GfT 956
cc ma07636 230/235mm 1473-1473 Winkelleiste mit Init. (S)
GfT 957
dd ma07637 36/38mm 1476-1476 Kontur-Lombarden
GW 5643 = ISTC ib01240000
ee ma07638 13mm 1478-1478 schwarz auf weiß
verziert
GfT 1307
ff ma07639 16mm 1476-1476 volle Lombarden
z.T. mit Perlen und Spitzen
GfT 1309
gg ma07640 11/12mm 1488-1488 [von Haebler nicht vergeben]: groteske Lombarden, z.T. Kontur u. mit Perlen
hh ma07641 [nicht vergeben!]
l = kk ma07619 205mm 1473-1474 Winkelleiste
Blattwerk
Initiale kk = l (= kk), denn GfT 476 = GW 582, dort ist die Winkelleiste Init. l
GfT 476
p = s ma07623 260mm (I) als Winkelleiste. (= s stammt von Augsburg 1: Zainer Init. s, vgl. GfT 867, ist wohl besser wegzulassen!)
GfT 954
q = ii ma07624 36/42mm xylogr. Buchst.
kalligr.
[q und ii (zu q) zusammengezogen]
s = p ma07626 260mm siehe Initiale p = s
(s stammt von Günther Zainer (Augsburg, Offizin 1))
ii = q ma07642 36/42mm fällt fort
[q und ii (zu q) zusammengezogen]
Initiale q = ii
kk = l ma07643 208mm siehe Initiale l = kk
GfT (476)

Rubrikzeichen

Rubr. TW-ID Form Nutzungszeit Beschreibung GfT
α ma07644 normale Form 1474-1476 oben aufgestülpt, scheint meist etwas schräg zu stehen
zu Type 1:116G
GfT 475
GfT 479
β ma07645 normale Form 1476-1476 Spitzen fein, die obere aufgestülpt
Type 3:117G
γ ma07646 normale Form 1487-1487 zu Type 10:82G
δ ma07647 normale Form innen gezackt
zu Type 12:85G bei Johann Zainer d.J. (Ulm, Offizin 7)
ε ma07648 normale Form obere Spitze lang, untere eingezogen
hs.: zu Type 12:85G bei Johann Zainer d.J. (Ulm, Offizin 7)
ζ ma07649 normale Form ähnlich δ, aber untere Spitze gerade, mit kleinem Bruch
[wo?] gehört wohl eher zu Ulm 7: Zainer d. J.

Titelholzschnitte

TH TW-ID Höhe Nutzungszeit Beschreibung GfT
A ma07650 102mm Accipies mit 2 Schülern, Seite in langen Strichen schraffiert, sonst wie Schäffler. (1498: Johann Zainer d.J.)
Nicht Schreiber-Heitz 20 (=Titelholzschnitt A bei Johann Schäffler (Ulm, Offizin 5/6))

Offizinen, die mit dieser Offizin in Verbindung stehen

Johann Zainer d.J. (Ulm, Offizin 7)

Personen, die mit dieser Offizin in Verbindung stehen

Zainer d.Ä., Johann; Zainer, Günther; Zainer d.J., Johann

Literatur

  • Amelung, Peter: Der Frühdruck im deutschen Südwesten 1473–1500. Eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. Bd 1. Stuttgart, 1979, xv u. 15-68, Kat. Nr. 5-72.